„So! Und wie kommen wir nun auf die andere Seite?“
Wir stehen am Rand einer achtspurigen Schnellstraße mitten in Bangkok. Der Mittelstreifen besteht aus einer 120 cm hohen Betonmauer, damit auch niemand auf die Idee kommt, diese Straße zu überqueren, was bei dem dichten Verkehr ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Unter- oder Überführungen gibt es hier nicht. Wir wollen auf unserer ersten Etappe auf den Fahrrädern die Stadt Richtung Norden verlassen, was gar nicht so einfach zu bewerkstelligen ist. Routenplaner und Realität widersprechen sich zum wiederholten Mal deutlich.
Der Bürgersteig hier in den Randbezirken ist auch nicht mehr so schick und gerade wie in der Innenstadt. Wir schieben unsere Fahrräder ca. 1 km nach Osten und mir wird bewusst, dass ein Rollstuhlfahrer hier keine Chance zur Fortbewegung hat. Dann kommt ein Bahnhof des Skytrain in Sicht und bei uns Hoffnung auf. Das Gebäude thront auf Betonpfeilern über dem Mittelstreifen der Schnellstraße, ist von beiden Straßenseiten zu erreichen und hat – Halleluja – auf jeder Seite einen Fahrstuhl. Oben auf dem Bahnhof gilt es nur noch, das Sicherheitspersonal davon zu überzeugen, dass wir nicht mit der Bahn fahren, sondern nur die Straße überqueren möchten. Die Passage wird uns gewährt. Wir sind drüben und streben dem nächsten Hindernis entgegen.
Die ersten 40 km waren gespickt mit solchen Widrigkeiten. Nach 10 km auf einer Schnellstraße, breiter als die A2 in Sachsen-Anhalt und ebenso stark befahren, hatten wir für diesen Tag genug und bezogen ein kleines Hotel an der Autobahn. Nicht der ganz große Komfort, aber eine Dusche, ein paar Suppenküchen vor der Haustür und ein kleiner Laden mit Kühlschrank. Darin Bier! Wir waren nun am Stadtrand angekommen. Die nächste Etappe am darauf folgenden Tag nach Ayutthaya gestaltete sich deutlich entspannter. Über Landstraßen erreichten wir unser Ziel, die alte siamesische Hauptstadt und Sitz der Könige im Mittelalter. Dort begaben wir uns wieder auf Besichtigungstouren. Die teilweise noch erhaltenen buddhistischen Tempel aus vergangenen Zeiten sind sehenswert und zählen zum Weltkulturerbe. Auch mit unserer Unterkunft dort hatten wir das große Los gezogen. Ein altes komfortables Holzhaus, an einem mit Lotusblüten übersäten Fischteich gelegen, dazu ein schattiger Balkon, der zum Verweilen einlädt. Dort verbrachten wir einige Tage und planten unsere Weiterreise.
Ursprünglich planten wir als Nächstes einen Nationalpark anzusteuern. Allerdings hätten wir dafür auf einer Strecke von 30 km eine sehr steile Steigung und etliche Höhenmeter zu fahren gehabt. Wir entschlossen uns, diese Route nicht zu radeln, da wir uns noch nicht in der Lage sahen, diese immensen Anstrengungen in diesem Klima zu bewältigen. Es wäre eine Quälerei geworden. Also stiegen wir in den Zug nach Nakhon Ratchasima und „bewältigten“ die Höhenmeter ganz entspannt. Nun waren wir in der Region des Isaan angekommen und die Radreise ging richtig los.
Dieser Abschnitt des Isaan, ein weißer Fleck auf der Landkarte der Thailand-Reiseführer, ist vom internationalen Tourismus unberührt. Die Menschen in dieser landwirtschaftlich geprägten Region sind meist freundlich und aufgeschlossen. Allerdings spricht hier selten jemand englisch und somit sind Konversationen ohne Übersetzer-Apps nicht möglich. Zeichensprache ist die häufigste Kommunikation, wenn es darum geht, etwas einzukaufen oder Essen zu bestellen. Bei letzterem lassen wir uns oft überraschen und wurden bisher noch nicht enttäuscht. Das wir unser Futter nicht so scharf mögen hat sich herumgesprochen und so erhalten wir Speisen mit moderater Schärfe.
Bisher hatten wir Glück. Die Temperaturen bei den ersten Etappen lagen nur bei knapp 30 Grad mit etwas Gegenwind. Wir starten ziemlich früh am Morgen, denn ab 10 Uhr ist der Asphalt schon gut aufgeheizt und reflektiert die Hitze. So um 13 bis 14 Uhr kommt dann der Moment, wo wir auch langsam genug von Sonne und Hitze haben und uns nach einer Unterkunft für den Rest des Tages umschauen. Es folgt duschen, dösen, entspannen. Abendliche Spaziergänge führen meist Richtung Garküche am Straßenrand. Zum Mekong-Fluss und somit zur laotischen Grenze sind es jetzt noch ca. 200 km. Dann soll es weiter Richtung Süden entlang des Flusses auf laotischer Seite gehen.
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