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Weiter nach Kambodscha zu den Tempeln von Angkor

Januar 3, 2025 - Lesezeit: 6 Minuten

Um 16.40 Uhr wurden wir erlöst. Nun hören wir nur noch LKW’s und Traktoren sowie Mopeds mit defekten Auspuffanlagen. Und das Federvieh. Auch der Hahn scheint zu spüren, dass seine Stunde wieder gekommen ist, er kräht erstmal ein paar Minuten lang, als ob er beweisen möchte, dass es ihn auch noch gibt, was die Hennen nicht stört, sie kennen den Gockel. Der Grund für den seit Stunden währenden Ausnahmezustand war eine Hochzeitsfeier, die ein paar Häuser weiter am späten Vormittag begann. Lautstark. Vermutlich traditionelle Musik vom Rhythmus eher wabernd, schrille Flöten, plärrender Gesang, fast so grausam wie die musikalische Untermalung eines Rosenmontagszuges. Aber halt keine Marschmusik.

Um 6 Uhr starten wir zu unserer Tagesetappe. Wir möchten die Kühle des Morgens nutzen, um schon einige Kilometer bewältigt zu haben bevor die Sonne, wenn sie dann um 10 Uhr etwas höher steht, das Fahrradfahren anstrengender macht. Gegen 13 bis 14 Uhr, wenn die Hitze am stärksten ist, sind wir meist 60 bis 80 km gefahren, steuern eine Unterkunft an und begeben uns in den Schatten. In der kleinen Ortschaft, in der wir übernachtet hatten, öffnen die ersten Geschäfte. Über den Reisfeldern steht noch der morgendliche Dunst, manchmal vermischt mit bläulichem Qualm. Da es keine Müllabfuhr gibt, sind die Menschen gezwungen, ihre Abfälle, meist aus Kunststoff bestehend, zu verbrennen. Dies hat zur Folge, dass es oft morgens oder abends in der Nähe von Ortschaften unangenehm nach PVC-Qualm riecht. In Siem Reap, der zweitgrößten Stadt Kambodschas, gibt es eine Müllabfuhr, in Battambang offensichtlich nicht. Dort ist es angesagt, Türen und Fenster zur Zeit des Sonnenuntergangs zu schließen.

Wir radeln über eine recht gut asphaltierte Landstraße und kommen gut voran. Es ist bewölkt, manchmal nieselt es sehr leicht, aber nicht so stark, dass wir eine Regenjacke anziehen wollen. Die paar Tropfen trocknen auf unseren Hemden sofort. Eine kleine Bude am Straßenrand, in der Nudelsuppe angeboten wird, erinnert uns daran, dass wir noch nicht gefrühstückt haben. Das holen wir nun nach. Es ist nun 08.30 Uhr. Gestärkt geht es weiter auf unserer Nebenstraße, vorbei an Bananen- Zuckerrohrpflanzungen, Reisfeldern, Gemüse- und Obstgärten.

Wir erreichen die Nationalstraße Nr. 6, auf der wir die nächsten 30 km auf unserem Etappenziel, der Stadt Siem Reap radeln werden. Diese Straße ist recht breit. Zwei Spuren in jede Richtung, dazu ein   breiter Seitenstreifen für Mopedfahrer und Radler. Dieser Streifen wird allerdings auch als Parkraum, Ladezone, zum Reistrocknen etc. benutzt. Auch Mopedfahrer, die die stark befahrene Straße nicht überqueren möchten, kommen einem hier entgegen. Gegen Mittag erreichen wir unser Guesthouse in Siem Reap. Wir haben vor, in den nächsten drei Tagen die Tempel von Angkor zu besichtigen. Der berühmte Tempel Angkor Wat ist 8 km vom Stadtzentrum entfernt. Die alte Khmer-Hauptstadt Angkor hatte ihre Blütezeit vom 9. -15. Jahrhundert und ist heute eines der bedeutendsten archäologischen Gebiete in Südostasien. Vor allem Angkor Wat, mit seinen 162 ha, das größte religiöse Monument der Welt, zieht jährlich Millionen von Besuchern an. Der archäologische Park besteht aus mehr als 250 Tempeln auf einer sehr großen, meist im tropischen Wald liegenden Fläche. Die meisten Besucher lassen sich mit Taxis, Bussen oder Tuk Tuk’s zu den Bauwerken kutschieren. Wir benutzen unsere Fahrräder und haben somit auch die Möglichkeit, einsam im Wald stehende Tempel zu besuchen und können dort eine besondere Atmosphäre fernab der Besucherströme genießen. Dies sind ganz besondere Erlebnisse. Friedlich, romantisch und mystisch.

Einige Tage später,  den Jahreswechsel haben wir in einer hübschen Hütte in einem Garten in der Nähe Siem Reaps verbracht, befinden wir uns in einem Hotel in Battambang. Ausgestattet mit einem Zimmer mit Balkon und einem Pool lassen wir ein wenig Luxus auf uns wirken. Aber auch hier erwischt es uns eiskalt. Es ist wieder eine Hochzeit auf einem der nebenan liegenden Grundstücke. Zusätzlich zum Lärm versucht das Hotelpersonal mit etwas Popmusik den für unsere Ohren ungewöhnlichen Klängen etwas entgegenzusetzen. Mit wenig Erfolg. Die traditionelle Musik setzt sich aufgrund ihrer immensen Lautstärke durch. Da hätte vermutlich auch der Umkehrschub eines Verkehrsflugzeuges keine Chance. Irgendwie tut mir die Hochzeitsgesellschaft leid, denn sie sitzt unmittelbar neben den Lautsprechern und nicht wie wir einen halben Kilometer entfernt. Wir ergeben uns unserem Schicksal.

Fotogalerie Laos/Kambodscha

Fotogalerie Tempel von Angkor 1

Fotogalerie Tempel von Angkor 2

Video: Südlaos, Siem Reap und Angkor

Video: Clips aus Südlaos, Siem Reap und Angkor

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