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Die Reise mit dem Fahrrad geht weiter durch die Wüste

Mai 5, 2020 - Lesezeit: 5 Minuten

Schrieb ich das Akka ein kleines, verschlafenes Wüstennest ist? Da kannte ich die Oase Tissint noch nicht, nach Tata meine nächste Station am Rand der Sahara.

Die Fahrt durch die Wüste immer entlang am Rand des Gebirgszuges Djebel Bani verlief problemlos. Ich war ausgeruht und erholt und hatte an diesem Tag „gute Beine“, die mich in einer für mich seltenen Geschwindigkeit ans Ziel brachten. Gegen 14 Uhr erreichte ich den Ort. Fast niemand befand sich auf der Straße mit Ausnahme eines Mannes, der auf dem Bürgersteig ausgestreckt schlief um das nächste Sammeltaxi nicht zu verpassen. Ich verbrachte den Rest des Tages mit dem, was man hier auf dem ersten Blick als allgemeine Männerbeschäftigung betrachten könnte: Vor dem Haus sitzen, Tee trinken und schauen, was so läuft. Gegen Abend kam ein wenig Leben ins Dorf. Dann wurde Futter für Ziegen abgeladen, ein paar Hühner geschlachtet und verkauft, ein Überlandbus machte Station, zwei Geschäfte, beide mit identischem Warenangebot, hatten geöffnet.

Mehr los war da schon in der Oase Foum Zguid, der nächsten Station auf meiner Tour. Hier gab es vier Kaffeehäuser und abends musizierten ein paar Jugendliche auf der Straße.

Die nächste Etappe auf dem Fahrrad durch Marokko führte mich in Richtung Tazenakht. Der Weg dorthin führt durch Schluchten langsam und beständig bergauf. Kurz vor dem Ort galt es noch einen kleinen Pass zu bewältigen, was ich mir für den Vormittag des nächsten Tages vornahm. Am Abend plauderte ich noch mit französischen Campern, die sich für meine Erlebnisse auf der Reise interessierten. Sie konnten es nicht glauben, dass jemand eine solche Tour mit dem Rad macht und dabei auch noch Spaß hat.

Am nächsten Tag in Tazenakht angekommen, stand ich vor der Wahl, die letzten 80 Km bis Ouasarsate, dem Ziel meiner Rundreise, auf der stärker befahrenen Nationalstraße zu mit dem Fahrrad zu fahren, oder gleich den Bus zu nehmen. Ich entschied mich für den Bus, denn nach der Ruhe und Einsamkeit der letzten 500 Km in der Wüste, wollte ich mir die Straße nicht mit Schwerlastverkehr und rasenden Sammeltaxis teilen. Ich stieg dann auf dem Busbahnhof in Ouasarsate gleich in Richtung Fes um, denn die Stadt besuchte ich schon auf einer anderen Reise und sie hatte mich damals nicht begeistert. Der Bus sollte Fes in den Morgenstunden erreichen, tat dies aber auf Grund eines Schadens erst am Nachmittag. Sieben Stunden, die halbe Nacht, standen wir auf einer Höhe des Atlasgebirges bis ein Ersatzbus kam. Zum Glück lief der Motor und so konnte das Fahrzeug beheizt werden, ansonsten wäre es bei Minusgraden dramatisch geworden. Mein langsam ablaufendes Visum und das im Winter für Radfahrer schwer passierbare Atlasgebirge machten diese Busfahrt nötig.

Fes tat mir nicht gut. Zu laut, zu groß und zu viele Menschen nervten mich. Sicherlich ist diese Stadt sehenswert und faszinierend, aber man muß auch bereit für sie sein. Ich war es in diesem Moment nicht. So begab ich mich nach Chefchaouenne, einer alten Königsstadt im Rifgebirge gelegen. Sie gehört für mich zu den schönsten Städten Marokkos. Ich verbrachte dort eine Woche mit Bergwandern zu den umliegenden Dörfern.  Am Grün in dieser fruchtbaren, wasserreichen Gegend konnte ich mich nicht sattsehen nach den Wochen, die ich am Rand der Wüste verbracht hatte. Abends verfolgte ich die Finalspiele des Afrika-Cups (Fußball) in meinem Stammkaffee und fieberte, wie alle, um die Mannschaft Malis, die es immerhin auf den dritten Platz schaffte.

Weiter ging es mit dem Fahrrad nach Tetuan, einer der nördlichsten Städte, ewige Zeit unter spanischer Herrschaft, wirkt auf mich, mal von der Medina abgesehen, wie eine andalusische Stadt. Diese Etappe bleibt für mich nicht in bester Erinnerung, Es galt kalten Gegenwind, Dauerregen und einige Steigungen zu überwinden. Die Hände taub gefrohren, unter der Regenkleidung nass geschwitzt und völlig mit Lehm bespritzt (wer findet Schutzbleche wichtig, wenn er in der Wüste radeln will), das war mein Auftritt in der Pension. Man hatte mich trotzdem hereingelassen.

Nach Tanger, der ersten und letzten Station dieser Reise durch Marokko, sind es nur noch 70 Km, eine Fahrrad - Etappe. Das Visum läuft bald ab, dann werde ich in Tarifa wieder europäisches Festland betreten. Meine Zeit in Marokko, es waren fast 3 Monate, die mir wie ein halbes Jahr vorkommen, waren sehr facettenreich. Zwischen der Einsamkeit in der Wüste und das Leben bei der Familie der Freunde in Safi gab es Vieles, was diese Reise so vielfältig gestaltete. Dies war sicher nicht die letzte Radtour, die ich in diesem so abwechslungsreichen Land gemacht habe. Viele Orte und Landschaften gibt es noch, allerdings zu einer anderen Jahreszeit, nicht im Winter, zu besuchen.

Mein Rückflug von Sevilla Ende März ist jetzt vor ein paar Tagen gebucht worden. Bis dahin werde ich noch einige Kilometer in Spanien radeln. Das Fahrrad hat nach dem Umbau mit marokkanischen Ersatzteilen und DT Swiss-Speichen den Rest der Reise keine Probleme mehr gemacht. Der Staub der Wüste lies es zeitweilig ein wenig quietschen, großzügiges schmieren schuf Abhilfe. Dann war da noch das Paket mit den Fahrradteilen aus Deutschland, das bisher nicht ankam und in irgendeinem Regal vor sich hin gammelt. Recherche hat ergeben, dass wohl die Adresse nicht komplett oder gar nicht ausgefüllt wurde. Ich werde mich darum kümmern, wenn ich zurück bin

Aber erst einmal freue ich mich auf geräucherten Schinken und auf ein Bier!

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