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Die Etappen nach Kandy

Mai 2, 2020 - Lesezeit: 5 Minuten

Die nächste Etappe unserer Tour führte uns von Gonagaldeniya nach Kandy. Da wir schon gewarnt waren, daß die ersten Kilometer sehr hart würden, sind wir im Morgengrauen gestartet. Ungefähr 13 Kilometer zur nächsten Hauptstrasse mußten über eine kleine Nebenstraße bewältigt werden, die quer durch den Dschungel führt. Dieser Weg, denn Straße kann man so etwas nicht mehr nennen, hat einige extreme Steigungen und besteht auf den letzten Kilometern nur noch aus einer groben Schotterpiste. Allerdings führt diese Piste durch eine atemberaubend schöne Landschaft. Die andere Möglichkeit an unser Ziel zu kommen hätte einen großen Umweg bedeutet. Für diese paar Kilometer benötigten wir dann auch 2 Stunden.

Schwitzend haben wir unsere bepackten Fahrräder die Rampen hochgeschoben, denn an radeln war bei diesen Steigungen nicht mehr zu denken. Oben angekommen haben wir ersteinmal Pausen eingelegt um wieder zu Atem zu kommen. Hinunter ging es dann mit schleifender Bremse ganz lansam, bis zur nächsten Steigung.

Bevor die Sonne dann richtig heraus kam hatten wir es dann geschafft und den Ort Galapitamada an der Kreuzung zur Hauptstraße erreicht und dort ersteinmal Bananen und Kokosnüsse zur Stärkung besorgt.

Weiter ging es dann auf einer asphaltierten, wenig befahrenen Straße nach Warakapola. Die Orientierung fiel uns nicht immer leicht, da die Dörfer fast nie über Ortsschilder verfügen und auch an den Kreuzungen befinden sich keine Beschilderungen, so daß man sich ständig durchfragen muß.

In Warakapola bogen wir auf den Highway A1 ab. Diese Straße ist die Hauptverbindung zwischen Colombo und Kandy und dementsprechend stark befahren. Radfahren auf dieser Straße ist ein Abenteuer für sich. Man muß hier sehr vorsichtig vorgehen und über katzenartige Reflexe verfügen und sich von Lärm, Hitze und Abgase nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Die Fahrweise der Leute, ob 3rädriges Taxi, LKW oder Bus ist schlicht kriminell. Immer wieder beobachten wir wie bei Überholmanövern zwei Fahrzeuge aufeinander zu rasen um im letzten Moment doch noch irgenwie aneinander vorbei zu kommen. Statt über eine besonnenere Fahrweise nachzudenken werden Räucherstäbchen an die Fahrzeuge gesteckt, um die Götter günstig zu stimmen.

Das dies nicht immer klappt, berichteten uns Rucksackreisende, die zahlreiche Verkehrsunfälle beobachten konnten.

Wir kurbelten auf dieser Straße noch bis Kegalla ca 50 Km vor Kandy und hatten für diesen Tag genug. Es gab dort ein gepflegtes Hotel, in dem wir die einzigen Gäste waren. Als der Hotelbesitzer uns fragte, ob wir die Nacht über bleiben würden, ging uns dann ein Licht auf. Ein Stundenhotel. Trotzdem hielten wir die Frage für überflüssig, denn wir glauben, daß wir nicht aussehen wie zwei Leute, die sich heimlich zum Schäferstündchen treffen müssen mit unseren Rädern und dem ganzen Gepäck. Egal, wir haben in Asien schon in ganz anderen Bordellen übernachten müssen, es war sauber und unsere Mitbewohner in diesem Zimmer, zwei fette Kröten, störten nicht weiter.

Am nächsten Morgen ging es dann auf der Autobahn bei Regen, der uns den ganzen Tag begleitete, weiter. Knapp 50 Km und ein kleiner Pass (Kandy liegt 500 Meter hoch) lagen noch vor uns. Die mitgeführten Regenjacken kamen nicht zum Einsatz, dazu war es zu warm. Nasse Kleidung stellen bei Temperaturen um die 28° C kein Problem dar.

Ein Highlight auf dieser Strecke war die Überquerung eines kleinen Flusses. Neben der Brücke Standen sehr hohe Bäume, die von tausenden von Flughunden mit einer Spannweite von 75cm bevölkert wurden. Ungefähr 20 Km vor Kandy galt es dann den Pass zu erklimmen. Leider wurde hier auch der Verkehr noch etwas dichter. So kurbelten wir im kleinsten Gang fast im Schrittempo die Serpentienen hoch. Nach jeweils 2 Kurven eine Pause. Dazu viel Wasser und Kokosmilch. Bei diesen Pausen hatten wir Zeit die Fahrmanöver der LKW- und Busfahrer zu beobachten, was uns teilweise das Blut in den Adern gefriern ließ. Für die Menschen am Straßenrand war unserer Anblick wohl auch außergewöhnlich. Jedenfalls wurden wir von ihnen angespornt. So kam ein wenig Tour de France - Feeling auf. Ganz ohne EPO, wir schwören.

Nun mußten wir "nur" noch nach Kandy hinein fahren. Auch hier könnte man viel über den Verkehr schreiben, das wäre aber dann doch langsam langweilig.

Kandy ist mit 160000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Sri Lanka. Einst Residenz einiger Könige, zog es in der Zeit der Kolonialisierung die Briten in diese Stadt, da man auf Grund ihrer Höhenlage hier der Hitze entfliehen konnte. Die Hauptsehenswürdigkeit ist der sogenannte Zahntempel. Hier wird in einem Reliquienschrein ein Backenzahn Buddhas aufbewahrt. Daher versteht sich die Stadt auch als Hort des Glaubens. Der Tempel mit dem Zahn des Erleuchteten steht direkt an einem künstlichen See im Zentrum der Stadt. Das Stadtzentrum ist verkehrsreich und für unsere Verhältnisse hektisch und laut. Die Überquerung einer Straße erfordert ein gewisses Maß an Mut und Konzentration nicht nur wegen des Linksverkehrs. Zebrastreifen gibt es wohl, diese garantieren aber auf keinen Fall, daß man unbeschadet die Straße überqueren kann.

Viel entspannter geht es im Botanischen Garten zu, der zu den größten Asiens zählt.

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