Imsouane ist ein kleiner Fischerort auf der halben Strecke zwischen Essauira und Agadir gelegen. Die äusserst malerische Bucht ist auch gleichzeitig ein Hotspot für Surfer. Die Fahrt mit dem Fahrrad dorthin führt durch schöne Landschaften. Rege Bautätigkeiten lassen darauf schließen, dass sich dieses Dorf in der Zukunft zu einem Touristenort entwickeln wird. Noch ist es aber nicht soweit.
Ein kleiner Fischereihafen mit Leuchtturm, ein Campingplatz, eine Hand voll Guesthäuser und ein paar Buden prägen das Bild dieses Ortes. Die Buden beherbergen kleine Geschäfte, Restaurants, eine Surfschule mit Brettverleih und Hippiebedarf (Trommeln, T-Shirts mit originellen Aufdrucken usw.). Obwohl im Hafen viele, allerdings sehr kleine, Fischerboote liegen, habe ich in den zwei Tagen, in denen ich mich dort aufhielt, nicht gesehen, dass ein Boot hinausfuhr, dass Kisten mit Fischen entladen wurden. Vielleicht ist zur Zeit keine Fangsaison. Möglich ist aber auch, dass sich der Fischfang im kleinen Stil nicht mehr lohnt und vom Tourismusgeschäft abgelöst wird.
Die 90 Km von Essauira nach Imsouane, eine Tagesetappe, sind für den bepackten Fahrer auf einem Fahrrad eine kleine Herausforderung. Es gilt einen Berg zu überqueren. Verlässt man dann die Hauptstraße und folgt einer kleinen Nebenstraße Richtung Imsouane geht es beständig bergab. Der Weg führt durch kleine Dörfer und schon nach halber Strecke hat man einen schönen Ausblick über die Bucht. Allerdings wird einem anhand der Steigungen, die man lässig herab rollt, bald klar, was auf einem zukommt, wenn man irgendwann mit dem Fahrrad wieder den Rückweg antritt. Bei einer Pause, in der ich die Aussicht genoss, sprach mich ein Bauer an. Ich verstand nicht viel, von dem was er sagte, eigentlich nur drei Wörter: Avec bicyclette und courage. Ich glaube, dass er mir mitteilen wollte, dass er mich für mutig (oder verrückt) hält, wenn ich in diesem Gelände mit einem bepackten Fahrrad fahre.
Zwei Tage später habe ich mich an seine Worte erinnert, als ich früh morgens, es war noch recht kühl da die Sonne sich noch hinter den Bergen befand, ich mein Fahrrad mit heftig klopfenden Herzen und völlig durch geschwitzt, die erste Steigung wieder hoch schob. Erst nach ca. drei bis vier Kilometer konnte ich mich auf den Sattel setzen und die restlichen Steigungen Richtung Hauptstraße kurbelnd bewältigen. Nun befand ich mich wieder auf der Nationalstraße N1 Richtung Agadir. Ich durfte mich auf einen wunderschönen Streckenabschnitt entlang der Küste freuen, hatte aber auch noch einige Steigungen zu bewältigen. Die Sonne stand nun höher, es wurde warm. Die Straße schlängelt sich über Hügel, die fast ausschließlich von Arganbäumen bewachsen sind. Diese Bäume wachsen nur im Süden Marokkos, Algerien und im Norden Mauretaniens. Aus den Früchten wird ein sehr hochwertiges Öl gewonnen, dass vor allem als Speiseöl aber auch in der Kosmetik Verwendung findet. In dem kleinen Ort Tamri, dort werden kleine, aber sehr schmackhafte Banane angebaut, gab es noch einmal die Möglichkeit Proviant zu beschaffen. Weiter ging es mit dem Fahrrad entlang der malerischen Küstenstraße, aber je mehr man sich Agadir nähert, desto dichter wird der Verkehr. Die letzten Kilometer wird die Straße vierspurig und hat einen breiten Randstreifen. Dort radelt man dann wieder, vom Verkehrslärm mal abgesehen, recht entspannt in die Stadt hinein. Eine Unterkunft hatte ich schnell gefunden.
Eigentlich wollte ich mich in Agadir nicht sehr lange aufhalten, aber traurige Nachrichten aus der Heimat zwangen mich dort drei Tage zu verweilen, ja die Reise an dieser Stelle gar zu unterbrechen. Kurze Zeit später war ich wieder für ca. zwei Wochen zu Hause in Deutschland.
Nun befinde ich mich wieder in Marokko in Trabsini/Safi., dem Ausgangspunkt meiner Reise. Ich wäre schon längst wieder auf der Landstraße, hätte mich nicht eine starke Erkältung erwischt. Selbige gilt es nun auszukurieren.
Letztens habe ich mich mal aus dem Haus gewagt und bin auf den Markt gegangen, der an jedem Sonntag in Safi abgehalten wird. Auf einer riesigen staubigen Fläche am Rand der Stadt bieten die Händler ihre Waren meist auf einer Plane auf dem Boden liegend an. Ein kühler Wind blies unablässig weiteren Staub über die bereits angestaubten Waren. Auf diesem riesigen Markt wird alles angeboten, was man sich nur vorstellen kann. Textilien, Schuhe einzeln und paarweise (bei den Einzelschuhen sucht man sich aus einem großen Haufen den zweiten. Til Eulenspiegel lässt grüßen), Fahrräder, Fernseher, Mobiltelefone, Medikamente, Kräuter, Obst und Gemüse, Werkzeuge, Möbel usw. Mein Freund bietet auf seinem Stand Gasdurchlauferhitzer und Mopedersatzteile an. Viele Händler benutzen Megafone aus Blech an langen Stangen montiert, um ihre Waren feil zu bieten und sich damit einen Vorteil gegenüber ihrer Konkurrenz zu verschaffen. Da aber schon viele Händler auf diesen Dreh gekommen sind, kann man sich die Geräuschkulisse auf dem Markt vorstelle. Der Muezzin hat dort keine Chance.
Es werden dort auch Dienstleistungen angeboten. Die mit Abstand skurrilste war Zahnextraktion. Dieser Stand bestand aus einem Klapptisch und einem Klappstuhl für den Patienten. Am besagtem Megafon wurde der Verlauf der Behandlung lautstark dokumentiert. Wer so wie ich einen Platz in eine der vorderen Reihen hatte, war auch optisch auf dem Laufenden. Ich habe mich nicht getraut die Kamera zu zücken. Einmal Zahnziehen kostet 50 Dirham (ca. 5€) inklusive Betäubung, exklusive Desinfektion und Hygiene.