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Eine Fahrradreise durch Marokko - Schlottes Rückblick

Juli 26, 2020 - Lesezeit: 3 Minuten

Autorin: Schlotte

Als ich im Oktober 2018 wieder in meine alte Heimat Berlin kam, hatte ich 40 Jahre auf keinem Fahrrad mehr gesessen. Was in der ersten Zeit des "Wieder"- Radelns nicht zu übersehen war. Aber nach und nach kam ich wieder in die Gänge.

Als erste Probe eroberten wir im letzten Sommer den Elberadweg und es machte mir großen Spaß. So kam es zu dem Entschluss, eine größere Reise anzugehen - Ziel Marokko.

Im Rückblick wird mir die erste Etappe von Marrakesch am 11.12.2019 wohl immer im Gedächtnis bleiben. Um dem Berufsverkehr möglichst zu entgehen, starteten wir sehr früh am Morgen und ich war sehr nervös. Gedanken wie : Kriege ich das alles hin ? Kann ich mit dem Gepäck fahren ? Schaffe ich die bergigen Strecken ? Behalte ich die Nerven  wenn es mal schwierig wird oder mutiere ich zur Zicke ?

Um es vorweg zu nehmen, meine Bedenken waren überflüssig.

Es war eine sehr schöne, erlebnisreiche Reise. Einfach auf's Fahrrad zu steigen und abfahren, wann und wohin man will, ist schon cool. Klar gab es auch anstrengende Strecken und ich kam keuchend an erklommenen "Hügeln" an. Gegenwind war leider sehr oft unser Begleiter.

Man erspürt bei einer Fahrradreise das Land intensiver als mit jedem anderen Fortbewegungsmittel. Menschen - insbesondere auf den Dörfern - winken uns freundlich zu, laden uns spontan in ihre Häuser ein, spornen uns an: "Allez Madame" und Daumen hoch. Sie freuen sich wirklich !

An den Polizei- Kontrollstellen, die es hier immer wieder gibt, winkt man uns immer durch. Meistens auch mit einem Lächeln.

Nervige und unangenehme Situationen gibt es aber auch. Die Kinder in den Dörfern kommen meist in Gruppen angerannt, wenn sie uns aus der Entfernung ausmachen. Stellen sich in den Weg, wollen Geld oder Geschenke und rennen so dicht neben unseren Rädern her, dass man aufpassen muss, nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Und dann sind da die streunenden Hunde - auch gern mal in der Gruppe - die urplötzlich hinter oder neben uns auftauchen und aggressiv sind. Eigentlich erwartet man, dass gleich einer zubeißen wird.

Wir übernachteten meist in Hotelzimmern verschiedenster "Ausführungen". Manchmal eine besondere Herausforderung auf dieser Reise. Aber wir haben alle wohlbehalten überlebt und das Zelt kam auch oft zum Einsatz.

Die Route am Atlantik war genauso schön und interessant wie die Strecken im Landesinneren. Dieses sagenhafte Blau des Himmeĺs und die bizarren Berge davor, dieser eine unglaubliche, dunkelrote Sonnenuntergang im Wüstenort Merzouga, der tolle Sternenhimmel und das Rauschen des Atlantiks sind mir regelrecht in's Hirn gebrannt.

Im Rückblick kann ich sagen, das war/ ist die intensivste Reise, die ich in meinem Leben bisher gemacht habe.

Das wir nun aufgrund der "Corona Krise" in Marrakesch gestrandet festsitzen, hat sich wohl schon herumgesprochen. Eigentlich wären wir am 29.03. oder am 31.03. oder am 05.04. geflogen. Jetzt sitzen wir auf der Dachterrasse in der Sonne und wissen nicht, wann es nach Hause geht.

Nach fast 3000 km, die wir durch dieses schöne Land geradelt sind, sitzen wir hier zur Bewegungslosigkeit gezwungen. Aber auch das wird irgendwann vorbei sein.

Hoffentlich verlerne ich das Radfahren bis dahin nicht wieder. Aber 40 Jahre wird es wohl nicht dauern bis wir wieder zu Hause sind.

Bis bald !

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