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Entlang der Küste in den Süden Marokkos

Februar 4, 2024 - Lesezeit: 4 Minuten

Die Fächer der Dattelpalme vor dem Haus biegen sich im Wind, der vom Meer her weht. Der Himmel ist bedeckt und der Ozean hat eine grau-grüne Farbe angenommen.
Auf unserer Terrasse mit Meerblick, ca. 300 Meter vom Strand entfernt, ist es heute vergleichsweise kühl. Eine der Türen unseres kleinen Hotelzimmers führt auf diese Terrasse. Eine Liege, Stühle und Tische befinden sich auf ihr. Am Abend haben wir hier einen Blick auf das Farbenspiel des Sonnenuntergangs.

Vor 10 Jahren habe ich auf dieser Terrasse des Hotels „Suerte Loca“, erbaut und in Betrieb genommen 1936, das erste Mal gesessen und war von diesem Gebäude sofort fasziniert. 1936 war dieser Teil Marokkos noch spanische Kolonie. Wahrscheinlich gibt es hier im Ort komfortablere Unterkünfte, aber sicherlich keine mit diesem Flair. Wenn mich meine Reisen in den letzten Jahren durch Sidi Ifni geführt haben, bin ich hier immer abgestiegen. Schlotte ist nun auch schon zum zweiten Mal hier.

Sidi Ifni liegt weit im Süden Marokkos. Nur noch eine Tagesreise mit dem Fahrrad, eine Überquerung eines kleinen Gebirgszuges und wir befinden uns in der Weite der Westsahara. Das Grün der Vegetation der Berge wird dann durch Sand, Geröll und vereinzelte, harte, widerstandsfähige Sträucher abgelöst. Dort liegt die Stadt Guelmim, Ziel und Umschlagplatz für die Waren der Karawanen in der Vergangenheit.

Ausgangspunkt unserer Reise war ganz im Norden die Stadt Tanger. Es begann etwas holprig. Starke Regenfälle hielten uns davon ab, mit den Fahrrädern in Tanger zu starten. Stattdessen fuhren wir, Gepäck und Fahrräder verladen, mit einem Kleinlaster in die kleine Stadt Assilah. Dort bewohnten wir ein Appartement, recht schmutzig und laut über einem Café gelegen. Als sich das Wetter besserte, starteten wir unsere erste Fahrrad-Etappe nach Larache. Die Etappe war für uns schwierig, denn ich wurde etwas krank, eine starke Erkältung brach aus. An Weiterradeln war erstmal nicht zu denken. Erst nach ein paar Tagen Erholung in Larache waren wir wieder auf der Landstraße und genossen die Sonne und die frische Luft beim Radeln durch flaches Land. Immer entlang der Küste fahrend, richteten wir es nach Möglichkeit so ein, dass unsere Etappen recht kurz waren. Wir haben es nicht eilig und wollten uns allmählich an die körperlichen Herausforderungen gewöhnen. Schmerzen in den Knien oder entzündete Gelenke durch Überanstrengung möchten wir nach Möglichkeit vermeiden. Wir sind nun keine 58 mehr. Trotzdem waren etwas längere Etappen manchmal unvermeidlich.

Die Strecke von El Jadida bis Essaouira fuhren wir mit dem Bus. Zum einen war es für uns nicht erstrebenswert durch Industriegebiete zu radeln, das hatten wir schon vor drei Jahren getan. Zum Anderen hatte nun Schlotte sich eine Infektion mit Grippesymptomen eingefangen. Wir vermieden es auch daher durch Safi zu radeln, um Freunde zu besuchen, denen wir dann als „Gastgeschenk“ irgendeine „Seuche“ für die Großfamilie mitgebracht hätten. Mal schauen, vielleicht sieht man sich auf der Rückreise. Als Schlotte wieder fit war, kamen dann die anstrengenden Etappen über die Ausläufer des Atlasgebirges, allerdings durch wunderbare, schöne Landschaften bei bestem Wetter. Kurz vor Agadir stellten sich dann technische Probleme an Schlottes Fahrrad ein. Der 9-fach Schalthebel gab langsam seinen Geist auf. Das Schalten bei den teilweise heftigen Steigungen wurde immer schwerer, manche Gänge ließen sich nicht mehr einlegen. In den Zweirad-Werkstätten in den Dörfern waren entsprechende Ersatzteile nicht erhältlich. Bis nach Agadir schafften wir es aber und nach Herumfragen und Suchen wurden wir in der Nähe des großen Marktes fündig. Der Austausch des Schalthebels und des Zuges ging im Hotelzimmer ganz gut. So konnten wir weiter Richtung Süden radeln.

Obwohl wir bisher recht gemächlich unterwegs gewesen sind, sind wir selbst ein wenig erstaunt, in doch so relativ kurzer Zeit nun am nördlichen Rand der großen Wüste zu stehen. Würden wir jetzt nach Osten abbiegen, bliebe uns jetzt das Hochgebirge des Anti-Atlas mit nächtlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt als nächstes Ziel oder wir würden am Nordrand der Sahara auf den Spuren unserer letzten Reise entlang radeln. Es wären dann die Hochebenen Richtung Zagora, auf denen das Wetter auch sehr unbequem werden kann. Wir entscheiden uns erstmal weiter gen Süden zu fahren. Schlotte ist schon sehr gespannt auf das Fahrradfahren in der Wüste.

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