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Fahrrad - Etappen entlang der Ostküste Sri Lankas

Mai 2, 2020 - Lesezeit: 5 Minuten

Unsere ursprüngliche Planung war von Trincomalee weiter entlang der Küste in den Norden nach Jaffna zu radeln. Unsere Recherchen ergaben allerdings, das dies nicht so einfach zu bewerkstelligen ist. Polizei und Militär ließen uns zwar alle Posten passieren, aber der Landstrich ist vom Bürgerkrieg und vom Tsunami noch arg gebeutelt. Es befinden sich, so haben wir in Erfahrung gebracht, zur Zeit keine Unterkünfte auf diesem Weg. Die Versorgung in den ländlichen Gebieten ist auch noch sehr problematisch. In Jaffna und der näheren Umgebung hat sich die Lage schon wieder gebessert, aber der Weg dahin ist uns zu heikel. Reisende, die an die Nordspitze der Insel gelangen wollen, reisen mit dem Bus und werden streng kontrolliert. Kopien vom Reisepass sollen da sehr hilfreich sein teilte man uns mit.

Also haben wir uns entschlossen entlang der Küste gen Süden zu radeln und uns vom Nordost-Monsun ein wenig schieben zu lassen. Zuerst galt es die südlich von Trincomalee gelegene Koddiyar Bay zu umrunden. Hier verkehrt zwei mal täglich eine Fähre, die wir aber nicht in Anspruch nehmen wollten, was sich später als Fehler erwies. In Mutur, dem südlichen Ort an der Bucht mußten wir feststellen, daß es hier, aber auch die nächsten 70 Kilometer keinerlei Unterkünfte gibt. Da die Sonne nun schon ziemlich hoch stand hätte dies bedeutet, daß wir bei 30° im nicht vorhandenen Schatten die Strecke bewältigen müssen. Gute 30 Kilometer hatten wir aber schon hinter uns. Einen Tag zu warten um am nächsten Tag im Morgengrauen zu starten ging auch nicht, wir hatten keine Lust am Strand zu schlafen.

So charterten wir einen Kleinbus und ließen uns nach Passekudah fahren und schlugen dort unser Lager in dem empfehlenswerten "Monis Guesthouse" auf.

Passekudah ist ein kleiner Ort auf einer Halbinsel, der 2004 vollkommen vom Tsunami ausradiert wurde. Seit Ende des Bürgerkrieges ist es den Bewohnern wieder möglich, sich dem Tourismusgeschäft zu widmen, was unschwer an den zahlreichen Bautätigkeiten zu sehen ist. Auf einer sehr großen Fläche, ehemals LTTE-Gebiet welches in den Eigentum von Regierungsmitgliedern übergegangen ist, wird ein rieser Hotelkomplex hochgezogen, der Gäste der Luxusklasse anlocken soll. Ob das funktionieren wird, daran zweifeln die meisten Einwohner, mit denen wir sprachen. Der Schönheit der Landschaft ist diese Trabantenstadt jedenfalls nicht dienlich. Die Leute aus dem Ort glauben auch nicht daran, daß die sehr arme Region davon profitieren wird. Wir hatten also noch das Glück einen einige Kilometer langen, einsamen Sandstrand besuchen zu können.

Von dort aus ging es weiter südlich auf der gut ausgebauten und relativ wenig befahrenen A15 nach Batticaloa, eine Stadt, die auf einer Lagune liegt und lange Zeit als zweite Hochburg der LTTE galt. Immer wieder fährt man an Stacheldraht umzäunten militärischen Einrichtungen, Militär- und Polizeiposten mit freundlich winkenden, teilweise bis an die Zähne bewaffneten Soldaten vorbei. Der hier noch vor kurzer Zeit herrschende Bürgerkrieg ist noch präsent. Ein an der Straße gelegenes Mienenfeld ist glücklicherweise gut beschildert und abgesteckt.

Trotzdem wirkte die Stimmung auf uns nicht angespannt. Touristen, die sich hierher selten verlaufen werden freudig und gastfreundschaftlich empfangen. Die meisten Menschen hier wünschen sich Frieden, ein normales Leben und den dringend benötigten wirtschaftlichen Aufschwung. Aber einem grenzenlosen Optimismus verfällt man hier nicht. Auf unsere Frage, ob man glaube, daß der Friede von nun an dauerhaft wäre erhielten wir die Gegenfrage ob wir wissen wann in Sri Lanka der erste Schnee fallen wird...

Bei einer kleinen Rundtour besichtigten wir die Lagune, deren nördliche Spitze, wie so viele Küstenabschnitte Sri Lankas, verheerend vom Tsunami betroffen war. Auch hier blieb kein Stein über dem anderen. Teilweise wurden die Häuser wieder aufgebaut, teilweise liegen viele Grundstücke brach. Ob es die jeweiligen Familien nicht mehr gibt, die hier einmal gelebt haben, oder ob der Schrecken noch immer so tief sitzt, daß diese Grundstücke nicht mehr besiedelt werden, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Elektrizität und von einer australischen Firma neu gebohrte Brunnen wären jedenfalls vorhanden. Uns wurde angesichts der vielen Ruinen, Gräbern und von Familienangehörigen Betroffener errichteten kleinen Gedenkstäten recht mulmig.

Weiter ging es auf der ebenfalls gut ausgebauten und wenig befahrenen A4 Richtung Arrugam Bay, einem Surferparadies, daß zur Regenzeit nur von Wenigen besucht wird. Ein sehr schöner Ort, in dem wir ein paar Tage "Urlaub" machen werden. Die über 100 km hierher bewältigten wir in zwei Etappen. Eigentlich wollten wir den Zwischenstop in Kalmunai einlegen, da dieser Ort über zwei Guesthouses verfügt. Diese beiden Unterkünfte haben die Lizenz Alkohol auszuschenken und ausser Haus zu verkaufen. Als wir in der Mittagszeit dort nach Zimmern fragten, waren schon viele der ausschließlich männlichen Gäste in den "Biergärten" versammelt und befanden sich bereits in Hochstimmung. Wir hatten wenig Lust auf den Rummel und die muffigen Zimmer, die uns angeboten wurden. So kurbelten wir noch ca 20 km weiter zu dem Ort Adalachchena. In diesem rein muslemischen Ort, wie man uns stolz versicherte, fanden wir Lloyds Hotel und verbrachten dort die Nacht.

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