Zu guter Letzt erreichte ich auf meiner letzten Etappe, inzwischen sind fast drei Monate vergangen, wieder die Stadt Tanger und fand wieder in der Pension Quartier, in der ich schon beim Start meiner Radreise in Marokko übernachtete. Zu meinem Erstaunen erinnerte sich nicht nur das Personal an mich, sondern auch einige Stammgäste in dem der Pension Fuente angegliedertem Kaffee. So saß ich dann im Kreise der Leute und wurde über meine Route und meine Erlebnisse ausgefragt.
Die häufigst gestellte Frage war die, ob ich Probleme mit Dieben oder den Behörden (ein Synonym in Marokko?) gehabt hätte. Meine Antwort, das es derlei Probleme nicht gegeben hätte, sondern im Gegenteil, dass ich meist freundlich aufgenommen wurde, erfüllte alle mit ehrlicher Freude und Stolz. So war meine Ankunft in Tanger ein klein wenig wie nach Hause kommen.
Zwei Nächte werde ich jetzt noch in Tanger verbringen und die Zeit nutzen um in Ruhe ein Fährticket und eine Wolldecke für kommende kühle andalusische Nächte, die ich im Zelt verbringen werde, zu erwerben. Ich werde noch einmal durch die Medina streifen, Couscous poulet essen und den Rest der Zeit im Kaffee in der ersten Etage verbringen und die Erlebnisse der letzten Radreise Revue passieren lassen.
Und dann doch! Heute erreichte mich die Nachricht, dass das Paket mit den Ersatzteilen für das Fahrrad in Safi angekommen ist, nach guten neun Wochen. Dafür mein Applaus! Auch an dieser Stelle nochmals mein Dank an den ehemaligen Mechaniker der Equipe National de Maroc, der die hochwertigen Speichen aufgetrieben hatte, die letztlich die vielen Kilometer und die harte Beanspruchung problemlos widerstanden hatten. Auch möchte ich der Familie Boundi aus Safi danken, die mich so gastfreundlich aufgenommen und bewirtet hatte und natürlich gilt mein Dank auch den vielen Leuten, die ich in den verschiedensten Situationen an der Straße begegnete, die mir mit Tipps und aktiver Hilfe zur Seite standen.
Morgen bin ich also wieder in Europa aber meine Gedanken schweifen immer wieder ab und beschäftigen sich mit den Oasen, die ich besuchte. Der deutsche Arzt Gerhard Rohlfs erinnert sich an diese Oasen, die er im 19. Jahrhundert besuchte mit den folgenden Worten:
„Vom Schnee des Atlas gespeist, haben diese Quellen Veranlassung zu einer der schönsten Oasenbildungen gegeben, wie man sie überhaupt nur in der Sahara findet. Denn nur da, wo überirdisch immer rieselndes Wasser ist, bildet sich so üppige Vegetation und gedeihen die Fruchtbäume, die das glückliche Klima des Mittelmeerbeckens hervorbringt. Und wenn man nach tagelangen Märschen durch die steinige und vegetationslose Wüste, jenes lachende Grün erblickt, wie es sich frisch unter dem schirmendem Dache hochstämmiger Palmen entwickelt, dann vergisst man fast die Mühen und Beschwerlichkeiten einer Fussreise durch die Wüste, denn man glaubt eine der Inseln der Glückseligkeit erreicht zu haben.“